Schilderung der Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen durch das Militär in Myanmar zur Weihnachtszeit in dem Grenzgebiet Mae Sot Region, Thailand.
Die folgenden Geschehnisse wurden von mehreren Personen unabhängig voneinander an uns herangetragen. Video und Tonaufnahmen, welche auf den sozialen Netzwerken zu finden sind, unterstützen die Version der Geschehnisse. Eine unabhängige Bestätigung durch Reporter*innen ist aufgrund der Lage vor Ort nicht möglich. Orte und Namen werden nicht genannt, um die Personen zu schützen.
“Wir kommen in einen dreckigen Hinterhof, irgendwo an der thailändischen Grenze zu Myanmar. Ein kleiner Raum, vielleicht 5 qm Größe, beherbergt 7 Menschen. Wir fühlen uns bedrückt, fast übereinander finden wir alle irgendwie Platz.
Eine der Anwesenden Personen beginnt die Schilderung, Sie war einst Lehrerin in Myanmar. Wir nennen Sie Sanda. Nach dem Putsch des Militärs schloss Sie sich Protesten mit dem CDM (Civil Disobedience Movement) in Yangon an. Als Sie auf eine schwarze Liste gesetzt und verfolgt wurde, floh Sie in den Dschungel, wo Sie seitdem mit Tausenden anderen ausharrte.
Es fühlte sich einigermaßen sicher an, war es doch von den Karen und der KNU kontrolliertes Gebiet. Sogar eine Art Friedensabkommen mit dem Militär gab es seit einigen Jahren. Einmal im Jahr führte das Militär Checks durch, sonst war es ruhig.
So auch kurz vor dem 24.12.2021, auf dem Friedensplatz sollten die üblichen Verhandlungen und Checks mit dem Militär laufen. Doch überraschend wurden duzende Menschen verhaftet.
Dadurch gewarnt, flohen tausende in den umliegenden Dschungel in Flüchtlingscamps, auch Sanda. Die KNU umstellte das Militär und beschoss es. Das antwortete aus vorbereiteten, verteilten Stellungen mit schwerer Artillerie, Helikopterbeschuss und Bombenwürfen.
Sanda und die andere flohen weiter, Kriegsgeräusche hinter, die thailändische Grenze, durch einen Fluss sichtbar, vor sich.
Das Militär rückt weiter auf die Camps vor. Die Menschen fliehen weiter.
Mit einem Seil versuchen einige verzweifelt etwas Halt zu finden. Während auch Sanda es so auf die andere Seite schafft, sieht Sie, wie das burmesische Militär sogar auf die Menschen im Wasser zielt und schießt
Normalerweise führt der Fluss nicht viel Wasser und kann durchwartet werden. An diesem Tag allerdings ist der Pegel höher. Zum Überqueren muss geschwommen werden.
Wie viele Burmesen kann Sanda nicht schwimmen. Doch die Geräusche der Schüsse und Bomben kommen immer näher. Es bleibt keine Wahl, duzende wagen sich in das Wasser. Viele, vor allem Kinder und Alte, ertrinken oder werden vom Wasser mitgerissen.
Mit einem Seil versuchen einige verzweifelt etwas Halt zu finden. Während auch Sanda es so auf die andere Seite schafft, sieht Sie, wie das burmesische Militär sogar auf die Menschen im Wasser zielt und schießt.
An dieser Stelle bricht Sanda weinend ab. Der Raum wirkt noch bedrückender, noch kleiner als zuvor. Der Drang aufzustehen und zu gehen, wird größer.
Wir bleiben und sprechen noch über Zahlen und Hilfen. Die Lage ist unübersichtlich, es müssen mehrere 10 tausende sein, die hier so oder so ähnlich unterkommen.
Als wir gehen bleibt vor allem eines: Hoffnungslosigkeit.”
Die geschilderten Ereignisse sind völkerrechtswiedrig und nur ein Beispiel.
Es gibt mittlerweile duzenden unabhängig bestätigte Verbrechen.
Wir fordern den internationalen Gerichtshof zu Ermittlungen und die internationale Gemeinschaft zu weiteren Sanktionen gegen das burmesische Militär auf. Dazu senden wir Regelmäßig Mails zu den entsprechenden Personen.
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Wenn Du ebenfalls eine Mail oder einen Brief senden möchstest, haben wir Dir hier alle Informationen zusammen gestellt:
https://www.solidarity-myanmar.de/informieren/briefe-an-die-politik/
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