Deutlich ein Jahr nach dem unrechtmäßigen Putsch des Militärs in Myanmar/ Burma findet eine Berichterstattung im deutschsprachigen Raum kaum noch statt.
Ist die Situation etwa so ruhig geworden, dass es nichts mehr zu erzählen gibt? Mit Nichten!
Wir fassen in diesem Artikel die aktuelle Situation zusammen und verweisen auf aktuelle Berichte sowie Analysen. Damit möchten wir Politiker*innen, Presse und Zivilbevölkerung auf die Situation in Myanmar/ Burma aufmerksam machen und auffordern, diesen Konflikt nicht zu ignorieren und zu vergessen.
Kürzlich erst, am 31.05.2022 hat Amnesty International einen Bericht veröffentlicht, welcher einen Teil der Kriegsverbrechen und Vertreibung in Myanmar/ Burma ausführlich dokumentiert.
„Nach dem Militärputsch im Februar 2021 ist der bewaffnete Konflikt im Osten Myanmars in den Bundesstaaten Kayin und Kayah wieder aufgeflammt. Bei seinen Operationen hat das Militär die Zivilbevölkerung kollektiv bestraft und mehr als 150 000 Menschen zwangsumgesiedelt. Es hat Dörfer unerbittlich mit Granaten und Luftangriffen angegriffen, wobei Zivilisten getötet und verletzt wurden und Häuser, Schulen, Krankenhäuser und religiöse Gebäude beschädigt wurden. Soldaten haben Menschen, die versuchten, nach Hause zurückzukehren, unrechtmäßig inhaftiert, gefoltert und außergerichtlich hingerichtet. Und das Militär hat Dörfer niedergebrannt und alles Wertvolle geplündert, das die vertriebenen Familien zurücklassen mussten.“
“BULLETS RAINED FROMTHE SKY”
WAR CRIMES AND DISPLACEMENT IN EASTERN MYANMAR
Amnesty International
Einen Videobericht mit Augenzeugenberichten dazu, kann hier angesehen werden:
Türkische Justiz ermittelt gegen die Junta
Die Verbrechen im Land werden zwar durch unter anderem die UN immer wieder angeprangert, jedoch ist sowohl der politische als auch der juristische Druck auf die Militärführung kaum vorhanden. Und das obwohl mittlerweile zum ersten mal überhaupt mehr als 1 Millionen Menschen Vertrieben bzw. auf der Flucht sind.
Beachtlich sind die neusten Meldungen, nach der die türkische Justiz ein Verfahren gegen Mitglieder der Junta von Myanmar/ Burma eingeleitet hat:
Aber auch abseits politischer und juristischer Auseinandersetzungen benötigt das Land Aufmerksamkeit und Unterstützung.
Humanitäre Programme sind massiv unterfinanziert
In diversen Briefen und Artikeln hatten wir im Mai.2022 angemerkt, dass das humanitäre Programm der OCHA massiv unterfinanziert ist:
Mit einer finanzierten Quote von knapp über 10% (Stand 03.06.2022) werden die vereinten Nationen ihrer Verantwortung gegenüber mehr als 14 Millionen hilfsbedürftigen Menschen in Myanmar/ Burma, nicht gerecht!
Es scheint bei vielen Regierungen der Wille zu fehlen, sich ernsthaft für die Bevölkerung zu engagieren. Eventuell unter anderen aus Vorsicht gegenüber dem Militär, welches aus Sicht einiger Regierungen die faktische Macht im Land ausübt.
In Wahrheit ist die Militärführung jedoch weit davon entfernt, die Kontrolle über das Land zu erlangen und zu halten. Der Krieg im Land tobt und die vielen Wiederstandsgruppen scheinen Fortschritte in der Koordination und Bekämpfung des Militärs zu machen:
Artikel: Is Myanmar military starting to lose this war?
Militär kündigt erste Hinrichtungen seit 33 Jahren an
Umso brutaler und rücksichtsloser geht das Militär vor. Nun wurde angekündigt, die ersten Hinrichtungen seit Jahrzehnten im Land durchzuführen:
Kurz nach der Veröffentlichung haben 199 Gruppen die Ankündigung verurteilt und auch Politiker*innen
aus aller Welt äußern sich bestürzt:
Weitere Analysen zum weiterlesen
Eine sehr gute Analyse hat erst kürzlich das Asienhaus veröffentlicht. In der Broschüre “Myanmar im Widerstand: Analysen und Perspektiven” zeichnen verschiedene Redakteure die Lage und Perspektiven nach und erläutern Hintergründe:
https://www.asienhaus.de/aktuelles/myanmar-im-widerstand-analysen-und-perspektiven/
Wie steht es um den Bürgerkrieg in Myanmar?
Und auch erst kürzlich hat DW einen umfangreichen Artikel zur aktuellen Lage veröffentlicht:
Wie steht es um den Bürgerkrieg in Myanmar?