Grundkonsens und Werte

Wir, der Verein “German Solidarity Myanmar” (GSM), sind eine Gruppe von Menschen, die überwiegend in Deutschland leben und ein freies, demokratisches und inklusives Myanmar unterstützen. GSM besteht aus Myanmarern in Deutschland und Menschen, die lange in Myanmar gelebt und gearbeitet haben. 

Unser Verein wurde in Reaktion auf den brutalen und allgemein als illegal betrachteten Militärputsch des myanmarischen Militärs am 1. Februar 2021 gegründet. In Solidarität mit dem zivilen Widerstand in Myanmar gegen die Militärdiktatur protestierten in dutzenden Städten in Deutschland Aktivist*innen auf die Straße. Daraus erwuchsen neue Allianzen und Freundschaften und es gründete sich Ende 2021 GSM. Ein paar Monate später wurden wir aufgrund unserer breiten on- und offline Aktivität auch als gemeinnützig anerkannt.

Vereinszwecke und Verwirklichung

Zweck des Vereins ist gemäß der Vereinsatzung: 

  • Die Förderung der Volks- und Berufsbildung im Sinne des § 52 Abs. 2 Nr. 7 A insbesondere in Bezug auf das demokratischen Staatswesen und Menschenrechte in Sudostasien / Myanmar
  • Die Förderung der Hilfe für politisch, rassistisch oder religiös Verfolgte, Flüchtlinge und Opfer von Straftaten im Sinne des § 52 Abs. 2 Nr. 10 AO, insbesondere im Hinblick auf Personen aus Südostasien /Myanmar
  • Die Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens im Sinne des § 52 Abs. 2 Nr. 13 AO.

Um diese Ziele zu verwirklichen, beruht die Arbeit des Vereins unter anderem, aber nicht ausschließlich auf folgenden Aktivitäten:

  • Die Erstellung und Bereitstellung von allgemein verständlichen Informationen zur Sensibilisierung zur politischen, gesellschaftlichen und sozialen Situation in Südostasien, insbesondere in Myanmar; z.B. durch das Erstellen und kostenlose Verbreiten von länderspezifischen Informationen in Form von Broschüren, Medienbeiträgen und anderen Publikationen sowie im Rahmen der sonstigen Öffentlichkeitsarbeit.
  • Die Förderung, Initiierung oder Durchführung von themenbezogenen, öffentlich zugänglichen, Informationsveranstaltungen, Ausstellungen, Diskussionen und Schulungen, Projekten sowie Workshops. Die inhaltlichen Schwerpunkte können beispielsweise auf der Vermittlung von Informationen hinsichtlich der politischen Strukturen und der Konflikte in Myanmar und deren Auswirkungen auf die Bevölkerung sowie der Kultur Myanmars liegen. Ziel der Veranstaltung kann auch der interkulturelle Austausch sein.
  • Den Aufbau einer spendenbasierten Struktur zur Beschaffung von Sach-, Zeit und Geldspenden zwecks Verwendung zugunsten der Satzungszwecke sowie die finanzielle und materielle Unterstützung durch die Weitergabe von Mitteln an andere Körperschaften oder juristische Personen des öffentlichen Rechts im In- und Ausland im Rahmen des § 58 Nr. 1 AO.
  • Die Zusammenarbeit bei satzungsmäßigen Tätigkeiten mit gemeinnützigen Organisationen aus Südostasien, insbesondere Myanmar.
  • Die Vermittlung an und der Aufbau von kostenlosen Anlauf- und Beratungsstellen für politisch, rassistisch oder religiös verfolgte Personen und Flüchtlinge sowie diskriminierten Personen, insbesondere aus Myanmar, bei welchen diese Personen akute Hilfe erhalten, und durch die auch Hilfe zur Selbsthilfe erbracht wird, um beispielsweise die Folgen der Verfolgung und der Diskriminierung zu überwinden.
  • Die Vermittlung und Schaffung von kostenlosen Notunterkünften für politisch, rassistisch oder religiös verfolgte Personen und Flüchtlinge und diskriminierten Personen, insbesondere aus Myanmar.

Verhaltenskodex 

Im Zentrum der Arbeit von GSM steht ein tolerantes, humanistisches, egalitäres und demokratisches Weltbild. Wir sind uns der globalen Ungleichheit, der Dominanz westlicher Institutionen und dem Machtgefälle der Nord-Süd Beziehungen schmerzlich bewusst und wollen aktiv dazu beitragen, diese zu hinterfragen. Der vorliegende Verhaltenskodex beschreibt einige der rechtlich verbindlichen, aber auch ethischen Grundlagen, die wir uns in diesem Kontext auferlegen. Deswegen gilt für die Vorstände, Mitarbeitenden, Ehrenamtlichen und Mitglieder von GSM folgende Selbstverpflichtung zur Einhaltung des Verhaltenskodex: 

Diskriminierung

Bei GSM haben Intoleranz und Dogmatismus keinen Platz. Wir sind gegen jede Form der Diskriminierung, sozialer Ausgrenzung, Rassismus und Sexismus. Daher heißen wir Mitstreiter*innen jeden Alters, jeden Geschlechts, jeder Religion, Hautfarbe und sexueller Orientierung in unserem Verein willkommen. Besonders Freunde aus Myanmar heißen wir ausdrücklich willkommen. Alle Formen der Unterdrückung, menschenverachtenden Einstellungen und Diskriminierung gegen Menschengruppen lehnen wir strikt ab. Insbesondere aber nicht ausschließlich, stehen wir strikt gegen Faschismus, Rassismus, Antisemitismus, Islamophobie, Sexismus, Homophobie, Ableismus, Klassendiskriminierung und Altersvorurteile.

Korruption

Die uns zugeteilten Mittel sind knapp und können in Myanmar Leben retten. Daraus erfolgt eine schwerwiegende und ernst zu nehmende Verantwortung und rechtliche Verpflichtung, die uns anvertrauten Mittel sparsam und wirtschaftlich für unsere Ziele einzusetzen. German Solidarity with Myanmar Democracy e.V. legt über seine Finanzen gemäß den gesetzlichen Bestimmungen Rechenschaft ab. GSM verpflichtet sich offen zu legen, welche Ziele der Verein verfolgt, woher die finanziellen Mittel stammen, wie sie verwendet werden und wer dabei entscheidet. 

Dementsprechend werden Ausgaben nach den gesetzlichen Vorgaben transparent aufgerechnet und gerechtfertigt. Ehrenamtlich fungierende Kassenprüfer*innen kontrollieren die finanziellen Belange des Vereins und die Entscheidungen des Vorstands, Kassenwarts und der Mitglieder. Jegliche Form von Korruption einschließlich der Bestechung und Bestechlichkeit lehnen wir entschieden ab und wird nicht geduldet. Sollte ein Mitglied des Vereins einen Korruptionsverdacht hegen, ermutigt GSM dies auf Grundlage der Unschuldsannahme anzusprechen oder gegebenenfalls strafrechtliche Instanzen einzuschalten.

Sexuelle Belästigung

Unser Verein duldet keinen Sexismus, Missbrauch, oder verbale Belästigung. Wir beziehen gegen sexistisches, diskriminierendes und gewalttätiges verbales oder nonverbales Verhalten aktiv Stellung. Abwertendes Verhalten wird von uns benannt und nicht toleriert. Jede sexuelle oder gewalttätige Handlung ist eine strafbare Handlung mit entsprechenden disziplinarischen und gegebenenfalls auch strafrechtlichen Folgen. 

Kindesschutz

Unsere Arbeit hat keinen konkreten Schwerpunkt in Bezug auf Arbeit mit Kindern. Wir betonen jedoch, dass Kindeswohl und das Wohl von Menschen die noch nicht mündig sind, aber mit unseren Aktivitäten zu tun haben, absolute Priorität hat. Kinder genießen den ihnen zustehenden besonderen Schutz, wie dies in der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen festgeschrieben ist. Wir verpflichten uns daher, Kinder und Jugendliche in unserem Wirkungskreis vor körperlichem und seelischem Schaden, vor Missbrauch und Gewalt zu schützen. Wir achten Persönlichkeit und Würde von Kindern und Jugendlichen. 

Weitere Grundsätze unseres Verhaltens 

Flache Hierarchien und Konsensorientierung 

Wir haben gemerkt, dass gewisse Rollen die Moderation und Organisation unserer Aktionen verbessern mögen. Innerhalb unserer Organisation streben wir aber ausdrücklich flache Hierarchien an.
Macht- und Herrschaftsausübung müssen sich immer legitimieren können. Menschen, die Macht ausüben, müssen dies zu jeder Zeit rechtfertigen können. Kritische Fragen und Debatten sind die Grundpfeiler unserer Arbeit. 

Dezentralität und 4-Augen-Prinzip

Wir ermuntern alle Mitglieder zur Selbstbestimmung und Eigenverantwortung. Bei vielen Entscheidungen verlassen wir uns auf das 4-Augen-Prinzip: Aktionen ohne konfliktiven Inhalt oder Risiken für die Arbeit von GSM können ausgeführt werden, wenn wenigstens ein weiteres Vorstands- oder Vereinsmitglied mit relevanter Expertise einbezogen wurde. Wir sind uns des Spielraums in der Interpretation dieser Formulierung bewusst. Wir gehen von den guten Absichten aller Mitglieder aus und ermuntern dazu, bei Zweifeln in der Gruppe nachzufragen.

Hinfallen, aufstehen! 

Wir sind eine junge, dynamische und diverse Gruppe und wir machen Fehler. Lernen aus Fehlern kann Wachstum bedeuten. Wir wollen wachsen, effizienter und empathischer werden. Auch unsere Positionen und Meinungen können und sollen sich verändern. Wir beobachten neue Erkenntnisse in Politik und Wissenschaft genau und orientieren uns an Fakten, nicht an Polemik. Debatten, Abstimmungen und Systemisches Konsensieren helfen uns, Veränderung wahrzunehmen und transparent zu machen.

Empathische Streitkultur 

Wir vermeiden Schuldzuweisungen und Beleidigungen. Ebenso vermeiden wir Beschämen von Einzelpersonen („No naming, no shaming“) im Verein. Wir suchen Diversität und Meinungsfindung durch kontroverse Debatten aber nicht auf Kosten zwischenmenschlicher Verbundenheit. Wenn wir uns beim WIE (wie wollen wir das Civil Disobedience Movement (CDM) unterstützen) nicht immer einig sein können, so sollten wir uns bei Uneinigkeiten immer wieder in Erinnerung rufen, dass sich alle Mitglieder beim WAS (das CDM stärken und die Militärdiktatur delegitimieren) einig sind.

Konfliktkommunikation und Mediation

Wir streben einen politischen Wandel an, der Frieden, Demokratie, Vielfalt und Verbundenheit in Myanmar fördert. Dabei müssen wir bei uns selbst anfangen und den Wandel leben, den wir uns wünschen. Wir wollen die Beziehungen zwischen uns verbessern und Aufmerksamkeit auf die Strukturen lenken, die uns spalten könnten. Wir bitten einander aber um Achtsamkeit in der Art, wie wir Gefühle mitteilen. Gewaltfreie Kommunikation kann eine Technik sein, um gegenseitigen Respekt und Empathie trotz großer Meinungsdifferenzen auszudrücken.

Verein als Schutz und Bollwerk

Das Wohlbefinden aller Mitglieder ist oberste Priorität. Wir schaden weder uns noch den Zielen der Organisation und bemühen uns im Falle von Konflikten um eine interne Lösung. Die Basis unserer Bewegung sind die Beziehungen ihrer Mitglieder. Wir arbeiten jeden Tag daran, Beziehungen aufzubauen, die geprägt sind von Vertrauen, Respekt und Solidarität. Wir dulden keine Schuldzuweisungen zwischen Mitgliedern der Bewegung oder Mobbing in irgendeiner Form. Wir achten auf die mentale und physische Gesundheit aller Mitglieder und sind füreinander da, wenn ein Mitglied Unterstützung gebrauchen kann.

Selbstbestimmt, unabhängig und anti-autoritär

Wir müssen den Wandel, den wir sehen wollen, selber herbeiführen. Allianzen und Verbündete in Myanmar, Deutschland und der Welt mit ähnlichen Zielen helfen uns dabei. Auf Regierungen und Organisationen üben wir Druck aus und kooperieren wo es möglich ist, bleiben dabei aber unabhängig.