Oktober 2024
Zum Jahrestag der ‚Operation1027‘ veröffentlicht ‚German Solidarity Myanmar‘ (GSM) das folgende Statement:
Vor einem Jahr startete die Allianz der drei Bruderschaften (Three Brotherhood Alliance, TBA) eine koordinierte militärische Offensive im nördlichen Shan-Staat von Myanmar, die als sogenannte ‚Operation 1027’ bekannt wurde. Der Name spielt auf den Beginn der Militäroffensive am 27. Ok-tober an. Diese Operation war landesweit im Wesentlichen von drei ethnischen Armeen koordiniert, bezog jedoch auch weitere bewaffnete Gruppierungen im Befreiungskampf gegen die Mili-tärjunta Myanmars mit ein. Das koordinierte Vorgehen der Widerstandsgruppen stellt die Junta bis heute vor nie gekannte Schwierigkeiten. Zum ersten Mal in der Geschichte Myanmars formierte sich landesweit ein breites Bündnis ethnischer Gruppen gegen die Militärjunta, welche den Vielvölkerstaat Myanmar seit vielen Jahrzehnten unterdrückt und ausbeutet.
Das koordinierte Vorgehen der TBA an mehreren Fronten führte zu erheblichen Geländegewinnen bis hin zur Einnahme von zahlreichen Dörfern, Städten und Provinzen. Gleichzeitig begannen die Widerstandsgruppen vielerorts mit dem Aufbau einer neuen Verwaltung. Nach Angaben des Special Advisory Council for Myanmar (SAC-M) vom Mai 2024 hat die Militärjunta in Myanmar keine Kontrolle mehr über das Land. Demnach befinden sich mittlerweile rund 86 % des Staatsgebiets nicht mehr unter Kontrolle der Junta. In diesen befreiten Regionen leben rund 67 % der Bevölkerung Myanmars.
Am 1. Februar 2021 putschte das Militär unter Min Aung Hlaing gegen die demokratisch gewählte Regierung von Aung San Suu Kyi, die seitdem unter Arrest steht. Seitdem wehrt sich die Bevölkerung Myanmars gegen den Versuch der Machtübernahme durch zivilen Ungehorsam, Massen-streiks und mit bewaffneten Mitteln. Die Junta, die den Kampf am Boden schon lange verloren hat, wehrt sich mit willkürlichen Luftschlägen und radiert oftmals ganze Dörfer aus, in denen sie Widerstandsgruppen vermutet.
Auch wenn noch nicht absehbar ist, ob die zahlreichen ethnischen Armeen und Volksbefreiungsgruppierungen (People‘s Defence Forces, PDF) in der Lage und Willens sein werden, die über 100 Ethnien in ein gemeinsames, befreites und demokratisches Myanmar zu führen, so steht für nahezu alle Beteiligten fest, dass es nur eine Lösung geben kann, in der das Militär keine Rolle mehr spielen darf.
Auf dem Anfang Oktober durchgeführten Gipfeltreffen der ASEAN-Staaten in Vientiane (Laos) appellierten die Länderchefs der südostasiatischen Staaten, dass die verschiedenen Konfliktparteien Friedensverhandlungen unter Einbeziehung der Militärjunta aufnehmen sollen.
German Solidarity Myanmar betrachtet diese Forderung als hilflosen Appell unter völliger Verkennung der Situation in Myanmar. Schon in der Vergangenheit hat sich ASEAN als völlig ungeeignet und überfordert erwiesen, um wirksam das Schicksal der Menschen in Myanmar zu beeinflussen. Sämtliche Verabredungen (z.B der sogenannte 5-Punkte-Plan) wurden nicht eingehalten oder umgesetzt.
Deshalb betrachtet GSM den Vorschlag von Friedensverhandlungen unter Einbeziehung der Junta für gänzlich ungeeignet und realitätsfern. „Die Völker Myanmars leiden seit sieben Jahrzehn-ten unter der Herrschaft des Militärs. Man kann nicht von den Menschen in Myanmar ver-langen, dass sie sich mit Mördern und Kriegsverbrechern zu Verhandlungen an einen Tisch setzen, während diese noch die Waffen in den Händen halten und am Ende womög-lich sogar noch die Macht teilen sollen. Eine föderale und demokratische Zukunft Myan-mars ist nur ohne die Junta möglich.“Nyein Chan May, Geschäftsführerin GSM.
Diese Einschätzung teilt auch Dr. Sasa, Minister für Internationale Zusammenarbeit der ‚National Unity Government of Myanmar‘ (NUG). Die NUG ist die im Untergrund gebildete Schattenregierung Myanmars. Dr. Sasa teilte uns auf Anfrage in dieser Woche mit:
„Unfortunately, ASEAN’s five-point consensus has largely expired without meaningful implementation. Our common goal is to break the vicious cycle of brutal reign of terrors of dictatorships. (…) There can be no dialogue with those whose goal is to perpetuate these cycles, allowing evil to rule in darkness. (…) Achieving a different result requires strate-gies that are inclusive, Myanmar-led, and Myanmar-owned, aimed at ending the military junta’s reign of terror and establishing a stable, peaceful, and inclusive federal democratic Myanmar. This new Myanmar would not only flourish internally but also contribute to the prosperity of ASEAN and the broader region.“
Die vollständigen Aussagen von Minister Sasa:
Dr Sasa to GSM, Thursday 24th Oct 2024
„We are immensely grateful for your continued efforts toward a federal democratic Myanmar. Unfortunately, ASEAN’s five-point consensus has largely expired without meaningful implementation. Our common goal is to break the vicious cycle of brutal reign of terrors of dictatorships, which have been recurring throughout Burma’s history for more than a century. There can be no dialogue with those whose goal is to perpetuate these cycles, allowing evil to rule in darkness. Repeating the same
actions but expecting different results has not worked and will not work. Achieving a different result requires strategies that are inclusive, Myanmar-led, and Myanmar-owned, aimed at ending the military
junta’s reign of terror and establishing a stable, peaceful, and inclusive federal democratic Myanmar. This new Myanmar would not only flourish internally but also contribute to the prosperity of ASEAN and
the broader region. As a non-aligned nation, Myanmar has the potential to play a vital role as a geopolitical peacemaker and stabilizer between our neighboring giants and emerging superpowers, ensuring global security and economic stability.
It is crucial that any effort involving Myanmar includes the voices of its people through their legitimate representatives. All revolutionary struggles, including OP1027, are part of our inclusive strategies to
achieve our shared vision of a free, federal democratic Myanmar. The future of Myanmar is in the hands of its courageous people, and it will be led by them. Thank you once again for your support and partnership.
Warm regards,“